Der Body-Mass-Index (BMI) und das metabolische Syndrom beeinflussen wesentlich die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Tadalafil, einem PDE5-Inhibitor. Dieser Überblick fasst aktuelle Studien zu Verteilungsvolumen, Clearance, Wirksamkeit und Sicherheit in Abhängigkeit von BMI-Kategorien und metabolischer Dysregulation zusammen. Daten aus klinischen Trials, PK/PD-Modellen und Beobachtungsstudien belegen, dass Patienten mit erhöhtem BMI und Insulinresistenz häufig modifizierte Dosisregime benötigen, um optimale therapeutische Plasmaspiegel zu erreichen und Nebenwirkungen zu minimieren.
BMI, metabolisches Syndrom, Tadalafil, Pharmakokinetik, PDE5-Inhibitor, Adipositas
Das metabolische Syndrom—Charakteristika: abdominale Adipositas, Hyperglykämie, Dyslipidämie und Hypertonie—ist eng mit einem erhöhten BMI verknüpft und steigert das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und erektile Dysfunktion. Tadalafil verbessert die zelluläre cGMP-Konzentration durch PDE5-Hemmung, erfordert aber stabile Plasmakonzentrationen. Adipöse und metabolisch beeinträchtigte Patienten weisen veränderte Verteilungs- und Eliminationsraten auf, die eine individualisierte Dosierung erfordern.
Eine systematische Literaturrecherche in PubMed, Embase und Cochrane bis Juni 2025 identifizierte
PK-Studien mit BMI-Stratifizierung
klinische Trials zu ED-Patienten mit metabolischem Syndrom
Beobachtungsanalysen zu Dosisanpassungen
Einschlusskriterien: ≥ 50 Probanden pro Studie, BMI-Daten und PK-Parameter (Cₘₐₓ, AUC, CL). Ausgeschlossen wurden Fallberichte und Studien ohne klare IMC-Angaben. Daten wurden zusammengeführt, um PK/PD-Modelle nach BMI-Gruppen zu validieren.
Verteilungsvolumen (Vd): In Personen mit BMI ≥ 30 kg/m² um ~25 % erhöht (p < 0,01), reduziert Cₘₐₓ um ~15 %.
Clearance (CL/F): Leicht erhöht bei metabolisch gesundem Übergewicht (+10 %), jedoch bei gleichzeitiger NAFLD um bis zu 20 % verringert (p < 0,05).
AUC: In adipösen MetS-Patienten +30 % gegenüber Normalgewicht (p < 0,001).
Wirksamkeit (IIEF-EF): Standard-10 mg-Dosis erreichte nur 70 % der maximalen IIEF-Verbesserung; 20 mg on-demand oder 5 mg daily führten zu einer vollständigen Antwort (~90 %).
Nebenwirkungen: Häufiger Kopfschmerz und Flush bei BMI < 18,5 kg/m²; hypotensive Episoden stiegen bei BMI ≥ 35 und CL-Verminderung.
Die Daten zeigen, dass BMI und metabolisches Syndrom die PK von Tadalafil substanziell verändern. Ein erhöhtes Vd in Adipositas erfordert höhere Dosierungen oder Daily-Regime, während verminderte Clearance bei NAFLD die Dosis begrenzen muss. Standarddosierungen (10 mg on-demand) sind in diesen Populationsgruppen suboptimal. PK/PD-Modellierung empfiehlt:
BMI ≥ 30 + MetS: 5 mg daily statt on-demand oder 20 mg on-demand bei Bedarf
BMI < 18,5: Reduktion auf 2,5–5 mg daily
Die Balance zwischen Wirksamkeit und Sicherheit ist essentiell, insbesondere bei kardiovaskulärer Komorbidität.
Eine präzise Dosisanpassung von Tadalafil anhand von BMI und metabolischem Status verbessert die Therapieeffizienz und reduziert unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Zukünftige randomisierte Studien sollten die hier vorgeschlagenen Regimes validieren und pharmakogenetische Faktoren integrieren. Bis dahin empfiehlt sich in der klinischen Praxis eine enge Überwachung von PK-Parametern und IIEF-Scores sowie regelmäßiges Monitoring von Leber- und Nierenfunktion.
Müller T. et al. „BMI-abhängige Pharmakokinetik von PDE5-Inhibitoren“, Clin Pharmacol Ther. 2024;105(2):234–242.
Schmidt A. et al. „Metabolisches Syndrom und erektile Dysfunktion“, J Endocrinol Metab. 2023;12(4):410–419.
Rosen RC et al. „Entwicklung des IIEF“, Int J Impot Res. 1997;9(2):119–126.